Episode IV – Wie geil ist eigentlich Autofahren?

Steckt eure Hasspillen wieder ein, heute mach ich es mal wie die BILD: Große Töne spucken und dann im Text zurückrudern. Als ob ich Autofahren feiern würde! Also. Schon. Aber… es ist kompliziert. Aber fangen wir doch einfach mal von vorne an, mit einem Statement. Ich liebe Autofahren. Genau genommen liebe ich es, mit dem Auto zu reisen. Momentan habe ich kein eigenes Auto, sodass ich immer mit Mietwägen unterwegs bin, die sich extrem angenehm und sparsam fahren, mein schlechtes Gewissen hält sich damit etwas im Rahmen. Die Freiheit, dorthin fahren zu können, wohin man möchte, dabei gute Musik zu hören und die Welt an sich vorbeiziehen zu sehen, ist einfach genial. Und dann: Menschen.

Ernsthaft, darauf lässt sich jedes meiner „Probleme“ reduzieren. Es könnte alles so schön und einfach sein, bis der nächste angebliche Homo Sapiens kommt und es mir verdirbt, als wäre das seine einzige Lebensaufgabe. Ist es nicht, weiß ich, so egozentrisch bin ich dann doch nicht. Aber verdammte Axt, was ist denn mit uns Menschen los? Warum müssen wir alles, was wir haben, ins Negative verkehren?

Es hätte so schön sein können: Ich schwebe mit meiner Karre über die deutsche Autobahn, habe Tempomat und Abstandsmesser an und schreie mir zum neuen Album von While She Sleeps die Seele aus dem Hals, während ich schemenhaft an mir vorbeiziehende Fahrzeuge überhole. Dann, als wären die 160 Stundenkilometer, mit denen ich die anderen überhole, nicht genug, presst sich ein aus allen Scheinwerfern feuernder Wagen quasi in meinen Kofferraum – Berghain all over again. Es ist nun nicht so, dass ich ein entspannter Autofahrer wäre, aber die Transferleistung, jemanden beim Überholen zu beobachten, während rechts neben ihm weitere Fahrzeuge sind, die er überholt, und ihn nicht zu drängeln, solange er sowieso nicht zur Seite fahren kann, kriege ich irgendwie immer hin. Der Kerl hinter mir anscheinend nicht. Doof für ihn.

Ich reduziere meine ohnehin viel zu hohe Geschwindigkeit auf 120, was die Schemen neben mir in erkennbare Autos und LKWs verwandelt. Der in der Schoß-Prothese sitzende Wutbürger verschluckt sich fast an seiner Zunge, als er gleichzeitig sein Lenkrad meiner statt anschreit und versucht, den Kontakt zu meiner Stoßstange zu halten, ohne sich die seine zu verkratzen. Die Geschwindigkeitsreduzierung führt natürlich nicht zur Beruhigung. Dieser Intelligenzallergiker schaltet gefühlt in den ersten Gang, sodass ich durch das Hämmern von „ANTI-SOCIAL“ seinen Motor aufkreischen höre. In der verzweifelten Hoffnung, mich über die Leitplanke überholen zu können, fährt der Kerl soweit links wie möglich, das Rattern seiner Reifen über den Randstein ist Musik in meinen Ohren. 

Inzwischen habe ich die Fahrzeuge, die ich überholen wollte, hinter mir gelassen und ziehe nach rechts. Ich bin ja kein Unmensch. Mein aufgeregter Freund zieht gestikulierend an mir vorbei und ich zucke kurz, will ihm mit meiner Fahrzeugschnauze sanft am rechten Kotflügel anstupsen, damit er sich in einen Kreisel aus Panik und Blech verwandelt, bekomme ich mich aber früh genug in den Griff, sodass er weiter rasen und seinen Blutdruck ins Unermessliche steigern kann, der Arme. Ich kann seine Gefäße förmlich heulen hören, während sein Blut schon im Sitzen frenetisch durch seine Adern jagt. Wie man nur so unentspannt sein kann, fürchterlich. Wenige Minuten später fahre ich dann in einen Stau, der mehrere Kilometer andauert und den Kopf des Rasers sicher zum Platzen gebracht hat. Doof für ihn. 

Autofahren könnte etwas wirklich Gutes sein, ein individueller Weg, um von A nach B zu kommen, stetig verbessert und fortgeschrieben, sodass wir in wenigen Jahren mit emissionsfreien Fahrzeugen, die zumindest auf der Autobahn autonom unterwegs sind, tiefentspannt und sparsam durch die Welt schweben. Mitfahrgelegenheiten sind völlig normal geworden, die Leute benehmen sich und denken vor allem daran, wie sie anderen nicht zur Last fallen können. Und dann friert die Hölle zu.

Ich weiß nicht, was uns Menschen so völlig degenerieren lässt, sobald wir in unsere Blechpanzer steigen, aber die Tatsache, dass wir in einem umschlossenen Raum durch die Gegend rasen, scheint manche der Überzeugung anheim fallen zu lassen, dass sie unbesiegbar und stets im Recht sind. Als gäbe es nur sie und die Straße, als hätten sie das Recht des Stärkeren gepachtet. Aber noch ist Mad Max nicht Realität, Freunde! Kriegt euch wieder ein, ihr fahrt einfach nur Auto, nichts weiter. Und die Leute um euch tun dasselbe. Kein großes Kino, nichts, worauf ihr stolz sein könnt. Es ist einfach nur Autofahren. Oder, um mal ein Zitat umzuwandeln: „Es gibt nichts stärkeres als Autofahren. Außer den M32 Granatwerfer. Der knallt wirklich alles weg.“

Bis zum nächsten Mal.


Fy

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